Geschichte
Errichtet im 13. Jahrhundert
Mitten auf dem Stahnsdorfer Dorfanger steht das Wahrzeichen des Ortes, die alte Dorfkirche, umgeben vom Kirchhof, der alten Stahnsdorfer Begräbnisstätte. Die Kirche zählt zu den ältesten Bauwerken auf dem Teltow und dürfte zusammen mit den Dorfkirchen Alt-Tempelhof und Alt-Marienfelde zu den ältesten, erhaltenen Sakralbauten der näheren Umgebung zu rechnen sein. Neben dem Alter ist auch die exakte Ausführung des Mauerwerks aus Feldsteinen ein gemeinsames Merkmal aller drei Kirchen Das genaue Datum der Fertigstellung ist nicht belegt. Ein Baubeginn um das Jahr 1200 und die Fertigstellung um 1220-1230 ist aber wohl wahrscheinlich. Die durchgängig sehr sorgfältige und qualitativ gleichbleibende Mauerwerksausführung (mit Ausnahme des Westgiebels, der vielleicht erst später entstanden ist) deutet auf eine relativ kurze Bauzeit hin. Sollte es sich bei dem „…magister Petrus dictus de Stanesdorp…“, der die Urkunde des Markgrafen Otto vom 17. November 1264 bezeugt, um den Ortsgeistlichen handeln, dann ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch mit dem Vorhandsein der Kirche am Ort zu rechnen. Die romanische Architektur ist darüber hinaus wohl das gewichtigste Indiz für das Alter der Kirche.
Erbaut wurde sie als dreigliedrige Kirche im romanischen Stil mit rechteckigem Schiff, eingezogenem Rechteckchor und Kreisbogenapsis. Der Dachturm ist das Produkt einer viel späteren Zeit. 1860 wurde dann auf der Nordseite vor das Priesterportal eine Sakristei angebaut, die nun die klare Dreigliedrigkeit durchbricht.
Dreißigjähriger Krieg
Im Dreißigjährigen Krieg wurde auch die Stahnsdorfer Kirche ein Opfer der Verwüstungen und Zerstörungen, die die Mark Brandenburg heimsuchten. Vermutlich brannte die Kirche aus, wobei bemerkenswert ist, daß der Dachstuhl über dem Chor die Charakteristika spätmittelalterlicher Zimmerei aufweist und daher wohl die Feuersbrunst weitestgehend unbeschadet überstanden hat. 1696 ist die Kirche dann durch den Patron Ernst Ludewich von Hake wieder aufgebaut worden, wovon eine Inschrift an der Sakristeiaußenwand Zeugnis ablegt. Vermutlich befand sich diese Tafel vor dem Anbau im Inneren der Kirche. Sein Vorfahre Otto von Hake ist 1590 als letztes Mitglied der Familie vor dem Altar beigesetzt worden. Das Epitaph an der Nordseite des Chorraums ist ihm gewidmet.
Anbau des Dachturms
Der 1779 errichtete Dachturm beherbergt zwei Glocken. Die kleinere Bronzeglocke stammt aus der Zeit um 1500 und trägt die lateinische Umschrift: „O rex gloriae, christe, veni cum pace” – „O König der Herrlichkeit, Christus, komm mit Frieden!”. Eine zweite, größere Glocke aus dem Jahr 1881 (mit Bismarckbild) mußte am 15. Januar 1942 für Rüstungszwecke abgeliefert werden. Sie wurde nach dem 2. Weltkrieg durch eine neue Glocke ersetzt.
Restaurierung im 20. Jahrhundert
Bei der großen Restaurierung der Kirche zu Beginn der achtziger Jahre ist man bemüht gewesen, die romanische Urgestalt des Kircheninneren weitestgehend wieder herzustellen. U.a. wurden die in den Putz geritzten Wandornamente (Apostel- oder auch Weihekreuze und stilisierte Lilien) freigelegt. Glanzpunkt der Restaurierungsarbeiten ist sicherlich die Wiederherstellung des gotischen Flügelaltars aus dem 15. Jahrhundert. Seine Flügel mit Figuren der Hl. Dorothea und der Hl. Barbara umschließen den Mittelteil mit Figuren eines Bischofs (Hl. Stanislaus?), der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind und der Hl. Katharina. Der bekrönende Kruzifixus stammt in etwa aus der gleichen Zeit.
Nachträgliche Ausstattungen
Über dem Taufbecken, einer Arbeit des 16. Jahrhunderts befindet sich eine spätgotische Figur des auferstandenen Christus, deren Siegesfahne allerdings im Laufe der Jahrhunderte abhanden gekommen ist. Eine Figur der Anna Selbdritt (Hl. Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind) fand ihren Platz in der Sakramenten-Nische zur Linken des Altars. Die Figuren des auferstandenen Christus und Anna Selbdritt hatten im Laufe der Jahrhunderte unterschiedliche Standorte.
Dass auch spätere Generationen ihren Anteil zur Ausgestaltung der Kirche beigetragen haben, wird durch die weitere Ausstattung des Kirchenraums deutlich. Die Kanzel mit ihrem Sternenhimmel am Schalldeckel ist eine rustikale Barockarbeit, während das erst jüngst entstandene schmiedeeiserne Ensemble aus Taufleuchter, Taufbeckenständer und Lesepult aus der Werkstatt des Stahnsdorfer Kunstschmieds Christian Roehl stammt.
Heutige Nutzung
Trotz ihres hohen Alters und der Kunstschätze, die sich in ihren Mauern finden, ist unsere Stahnsdorfer Dorfkirche jedoch beileibe kein Museum! Sie ist vielmehr vor allem das, was sie seit ihrer Erbauung immer gewesen ist: Ein Ort, an dem sich Menschen zusammenfinden, um Gottesdienst zu feiern in der Gegenwart des auferstandenen Christus. Ihre Funktion als Wehrkirche jedoch, als Zuflucht vor Krieg, Raub, Mord und Plünderung, muss von uns Heutigen glücklicherweise nicht mehr in Anspruch genommen werden. Dagegen lädt nun die von Musikern gerühmte Akustik der Kirche auch zum Besuch der immer wieder stattfindenden Konzerte ein.