Die ersten Beisetzungen auf dem Kirchhof in der Sputendorfer Straße fanden 1910 statt. Der Friedhof fasste damals noch nicht seine heutige Größe, vielmehr wurde der Teil links vom heutigen Hauptweg bewirtschaftet. Mit viel Arbeit und ehrenamtlicher Unterstützung ist es gelungen, einen großen Bereich in diesem Teil des Friedhofs, der vormals völlig zugewachsen war, mit Vorsicht und Bedacht freizulegen und so die Gräber wieder sichtbar zu machen. Wir kennen die Verstorbenen nicht mehr, es existieren keine Angehörigen und doch können wir nun die Grabinschrift lesen und somit ist es möglich, das Andenken zu bewahren.
Heute finden Sie neben großen aufgerichteten Grabsteinen auch einen freigelegten Sarkophag auf unserem Friedhof.
Lokale Bekanntheiten der damaligen Stahnsdorfer Gesellschaft wie die großen Bauernfamilien Hönow, Lorenz oder Pardemann fanden hier ebenso eine letzte Ruhestätte wie die Hambergers, die in Kohlehandel und Einzelhandel machten oder die Familie Beyer, bekannt als Dachdeckerei und Sargtischlerei in den 20er Jahren. Ernst Krause, Maurermeister und Architekt des Klärwerkes, des Kriegerdenkmals und der Post ist ebenso hier bestattet wie Familie Blumenthal, die in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts in Stahnsdorf eine Drogerie unterhielt. Auch Familie Materne, Betreiber des Gasthofes mit Pension„Zur Post“ sind hier beigesetzt.
Ebenso beliebt wie bekannt und hier beigesetzt ist die Gemeindeschwester Dora Teichert, der Arzt Dr. Runckel und der Lehrer Wasmund, der damals die Schule in der Lindenstraße eingeweiht hat.
Nicht vergessen darf in dieser Aufzählung die Kriegsgräber, von denen sich 17 auf dem Friedhof in der Sputendorfer Straße befinden.
Besonders ist auch zu erwähnen, dass der Friedhof in seinen Anfängen über eine Eigenwasserversorgung verfügte. Durch den eigenen Brunnen war kein Anschluss an die Charlottenburger Wasserwerke nötig.
Die heutige Kapelle wurde in den Nachkriegsjahren auf den Resten der alten, vom Anfang des Jahrhunderts erbauten, jedoch durch Bomben zum Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörten Kapelle gebaut. Standort und Größe sind nahezu gleich. Durch Unterstützung der Gemeinde konnten wir eine umfangreiche Sanierung und Erweiterung in den Jahren 2018 und 2019 vornehmen. Hier wurde dem Holzbock der Garaus aus dem Dachstuhl gemacht, eine neue Heizungsanlage eingebaut und die Kapelle durch einen Vorbau mit seperatem WC und kleinem Wirtschaftsraum erweitert. Nun bietet sie Platz für 75 Besucher. Das von Eberhard Trodler gemalte Christusrelief nach Manzel (Mittelteil) ziert nun eine Wand im Eingangsbereich der Kapelle.
Auf unserem Friedhof werden heute auf einer Größe von 13.610 qm ca. 1.900 Gräber auf 1.300 Grabstellen aktiv bewirtschaftet und gepflegt (laufende Nutzungsrechte). Die Differenz erklärt sich aus den Belegungszahlen je Grabstelle: Eine Urnenwahlstelle von 1×1 m Größe fasst 4 Beigesetzte wohingegen eine Einzelerdwahlstelle (1,20 m x 2,50 m) neben einer Erdbeisetzung auch 4 Urnen aufnehmen kann.
Sie finden verschiedene Bestattungsformen auf dem Friedhof: Die Erdwahlstätten sind als Einzel- oder Mehrfachgrabstellen in den Abteilungen I, II und IV frei wählbar. Hier ist die individuelle Grabgestaltung (im Rahmen der Friedhofsordnung) sowie eine Verlängerung des Nutzungsrechtes möglich. Die Belegung im Erdreihengrab erfolgt mit einem Sarg fortlaufend. Die Einbettung des normierten Grabsteines in das Rasenfeld, Pflegefreiheit und ein nicht verlängerbares Nutzungsrecht kennzeichnen diese Beisetzungsform.
Unsere Urnenwahlstellen befinden sich in den Abteilungen U1 und U2. Bei diesen frei wählbaren Grabstellen ist eine Verlängerung des Nutzungsrechtes möglich.
Die Urnengemeinschaftsanlage unseres Friedhofes befindet sich direkt links neben der Kapelle. Hier wird fortlaufend belegt, eine Wahlmöglichkeit des Beisetzungsplatzes ist
ebenso wie eine Verlängerung des Nutzungsrechtes ausgeschlossen. Auf einer Stele finden die Namen der Bestatteten auf Bronzetafeln Platz.
In allen Abteilungen ist noch reichlich Platz vorhanden, es gibt ausreichend freie Grabstellen.
Im Jahre 2020 wurde die Friedhofskultur in Deutschland als „Immaterielles Kulturerbe“ in das UNESCO Verzeichnis aufgenommen. Mit Friedhofskultur in Deutschland sind die Friedhofsgestaltung, Bestattungspraxis sowie Trauer- und Erinnerungsrituale gemeint. Damit verbundene handwerkliche Techniken und Praktiken erhalten diese Kulturform und sorgen für die Pflege der Friedhöfe. Die Friedhofskultur in Deutschland umfasst vielfältige kulturelle Ausdrucksformen: von den Ritualen der individuellen Trauerverarbeitung – mit der Beisetzung auf dem Friedhof als zentralem Handlungsrahmen – über die Gestaltung der Gräber als kleine Gärten der Erinnerung bis hin zur Nutzung des Kulturraums Friedhof als sozialer Begegnungsstätte und kulturellem Veranstaltungsort. gestalten. Durch die Aufnahme als Immaterielles Kulturerbe soll die besondere Schutzwürdigkeit dieser Friedhofskultur herausgestellt werden.
Der Friedhof in der Sputendorfer Straße ist ebenfalls im bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der Unesco aufgenommen.
Bitte unterstützen Sie uns weiter und großzügig dabei, diesen Friedhof als das zu erhalten, was er ist: ein würdiger Ort für die Verstorbenen, ein Ort der Ruhe und der Erinnerung ebenso wie ein Ort der Trauer für die Angehörigen. Er ist aber auch Begegnungsstätte mit der Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. Unser Friedhof zeichnet sich durch seine überschaubare Größe aus, er ist eher klein, man schätzt eine gewisse familiäre Geborgenheit, hier kennt und grüßt man sich und fühlt sich wohl und gut aufgehoben.
Dieses weiterführen zu können, ist unser Ziel. Viel Herzblut und Arbeit, gute Ideen und Engagement sind schon eingeflossen. Das wollen wir weitermachen.
Bettina von Schmiterlöw
Friedhofsverwaltung